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Solidarität

Solidarität ist ein moralisches Grundprinzip sozialen Zusammenlebens und politischer Gestaltung. Es wird immer dann notwendig, wenn die Lösung von Problemen oder die Realisierung gemeinsamer Ziele eine Zurückstellung eigener Interessen verlangt. Solidarität ist bei der Bewältigung alltäglicher Problemen und Notlagen in der Familie, am Arbeitsplatz oder in der Nachbarschaft ebenso notwendig wie zur Bewältigung politischer Herausforderungen, etwa dem Umbau des Sozialstaats, der Implementierung einer nachhaltigen Umweltpolitik oder einer Vertiefung der europäischen Integration.*


Die Klassiker haben den Strukturwandel moderner Gesellschaften in den bekannten Oppositionsbegriffen von Status und Kontrakt, Gemeinschaft und Gesellschaft, mechanischer und organischer Solidarität erfasst. Auf handlungstheoretischer Ebene spiegeln sich diese Oppositionen in entsprechenden Begriffspaaren des interessen- und des normgeleiteten, des präferenzgeleiteten und des wertorientierten Handelns. Anders als die Unterscheidung von "strategischem" und "verständigungsorientiertem Handeln" suggerieren jene alten begrifflichen Kontraste die Vorstellung von der "Substanz" eines Wertekonsenses, der die Lebensform eines Kollektivs bestimmt und das solidarische Verhalten von Mitgliedern festlegt. Zugleich wird die Erwartung suggeriert, dass diese Substanz im Zuge der Umstellung stratifizierter Gesellschaften auf funktionale Differenzierung und durch eine zunehmende Konkurrenz mit anderen nicht-normativen Formen der Integration ausgezehrt wird.**




*: Ulf Tranow, „Solidarität, Soziologische Perspektiven und Konzepte“, VDM Verlag Dr. Müller
**: Jürgen Habermas, „“Solidarität jenseits des Nationalstaats, Notizen zu einer Diskussion“, Seite 225 vom Buch: „Transnationale Solidarität, Chancen und Grenzen“ (Hg: Beckert, Eckert, Kohli, Streeck), Campus Verlag